Bodo Janssen, Geschäftsführer Uptalsboom

Bodo Janssen per visueller Story begleiten

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Ein besonderes Unternehmen – Bodo Janssen im Interview mit Mathias Weitbrecht über den Nutzen von Visualisierung für sein Unternehmen Upstalsboom

Bodo Janssen, Geschäftsführer Uptalsboom

Mathias Weitbrecht: Bodo Janssen, wir arbeiten seit drei Jahren partnerschaftlich zusammen. Erzähl doch mal, wie ihr Visualisierung bisher eingesetzt habt!

Bodo Janssen: Wir haben Graphic Recording erstmals vor drei Jahren für eine unserer eigenen Großveranstaltungen gebucht. Mit 120 Upstalsboomern kommen wir zwei Mal im Jahr zusammen, um uns über die Entwicklungen des Unternehmens auszutauschen und gelingende Beziehungen zu gestalten. So haben wir Barbara aus eurem Team damals kennengelernt. Sie hat es verstanden, all die Geschichten, die wir zu erzählen haben und all das, was uns so sehr bewegt und worum es uns geht, so schön und so klar darzustellen, dass schlicht und ergreifend alle begeistert waren. Versuche, mit schriftlichen Protokollen anderen von Veranstaltungen zu berichten, waren bisher gescheitert. Durch die Art und Weise wie Barbara arbeitet, hatten wir plötzlich etwas an der Hand, was uns dabei geholfen hat, Erkenntnisse, den Spirit und das Bewusstsein aus den Veranstaltungen an andere Orte zu tragen. Seitdem haben wir öfter zusammen gearbeitet, Barbara begleitet uns auf fast jeder Entwicklungswerkstatt und mich auch bei Klosterseminaren und beim Schreiben des Buches. Wir bekommen immer wieder sowohl von Teilnehmern als auch von Gästen die Rückmeldung, wie sinnvoll und gut die Visuals sind und wie sehr sie dabei unterstützen, sich an das zu erinnern, was war. Wir haben sie auch auf LKW-Planen drucken lassen, um sie immer wieder auf Flipcharts zu verwenden. Sie sind bei uns gar nicht mehr wegzudenken.

Mathias: Verstehe ich es richtig, dass ihr mit herkömmlichen Methoden wie schriftlichen Protokollen nicht mehr alles abbilden konntet und ihr dann Visualisierung entdeckt habt?

Bodo: Ja genau. Das geschriebene Wort kann nicht ansatzweise das vermitteln, wie es die Visualisierung kann. Es ist nicht möglich. Wir sind mittlerweile schon so weit uns zu überlegen, ob es überhaupt sinnhaft ist, intuitive Themen wie kulturelle Themen, rational in Zahlen abzubilden – oder ob wir nicht grundsätzlich dazu übergehen, Erfolgskennzahlen in Bildern zu visualisieren, weil da ein ganz anderer Zugang zum Menschen entsteht.

Mathias: Ich beschreibe es immer so – die Welt verändert sich so rasant, dass herkömmliche Methoden nicht mehr greifen und daher die Notwendigkeit besteht, Komplexes einfach darzustellen. Genau da kommt Visualisierung ins Spiel – eine Mischung aus Zeichnen und Schreiben. Aber vor allem ist es eine konzeptionelle, informationsreduzierende und eine Verständnisarbeit, bevor ein Stift in die Hand genommen wird. War bei euch im Unternehmen sofort eine Offenheit für Visualisierung da?

Bodo: Ja, das wurde sofort aufgenommen. Unser erstes Bild war 10m lang. Barbara hat es unglaublich gut verstanden, sämtliche Inhalte so bildhaft zueinander zu stellen, dass daraus eine echte Sinnhaftigkeit entstanden ist. Das hat alle 120 Beteiligten so beeindruckt und die Vermittlung des auf dem Workshop Entwickelten so sehr vereinfacht, dass wir es uns ohne nicht mehr vorstellen können.

Mathias: Ihr arbeitet ja nicht mit klassischen Methoden, bei denen einer das Mikrofon in die Hand nimmt und etwas auf die Mitarbeiter downloadet, sondern partizipativ. Wie ist eure Erfahrung mit Visualisierung in Kombination mit partizipativen Herangehensweisen?

Bodo: Ja, wir arbeiten gar nicht mehr vortragsmäßig – es gibt vielleicht innerhalb von zwei Tagen mal eine halbe Stunde, in der jemand etwas erzählt. Ansonsten arbeiten wir mit Instrumenten wie Ritual aus dem Beyond Leadership oder der Dyade. Selbst der Fishbowl ist bei uns schon antiquiert, das World Café auch. Das sind schon wieder alte Modelle. Wir arbeiten hochpartizipativ und merken allerdings dabei, dass es gut organisiert sein muss, um das Graphic Recording dem auch folgen lassen zu können. Da wir auf ganz vielen Ebenen unterschiedlich arbeiten, bedarf es einer guten Absprache, damit derjenige, der visualisiert, auch tatsächlich die Chance hat, das in einen sinnvollen Kontext zu bringen. Ein schriftliches Protokoll könnte das nicht abbilden – Null. So sehe ich das Graphic Recording, gerade bei diesen hochpartizipativen Modellen und Vorgehensweisen neben dem Bewegtbild, als das Instrument der Wahl, um die dort gewonnenen Erkenntnisse und das Bewusstsein in dem Umfeld zu vermitteln, das nicht direkt partizipiert oder teilgenommen hat.

Mathias: Das ist genau das, was uns am Herzen liegt und wofür wir Partner sind. Wie schön.

Bodo: Es ist auch schön zu sehen, wie so ein Mensch eintaucht und Teil des Ganzen wird – und aus dem Ganzen heraus etwas entwickelt. Barbara ist kein Fremdkörper oder Gast, sondern sie wird in dem Moment Teil des Ganzen. Sie ist wie ein Teilnehmer und dokumentiert visuell, was sie dort wahrnimmt. Durch die Bilder ist es eine Aufbereitung, die alle Beteiligten verstehen – so unterschiedlich die Wahrnehmungen auch sind. Das macht das Graphic Recording so wirksam.

Mathias: Das Graphic Recording ist ja eine große Bildwand und wie du beschrieben hast, kann die auch bis zu 10m lang sein. Wie habt ihr denn das Ganze weiterverwendet?

Bodo: Wir haben einzelne Sequenzen herausgenommen und unsere Unterlagen für Schulungen und Seminare damit aufbereitet. Wenn es darum ging, etwas zu erklären oder zu ermutigen, dann haben wir Ausschnitte aus dem Graphic Recording verwendet, die schriftlichen Inhalte durch Bilder zu ergänzen. Das Ziel ist immer: So wenig Text wie möglich, so viel wie nötig und so viele Bilder wie möglich. Somit ist das Ganze leichter zu konsumieren und die Mitarbeiter haben rückgemeldet, dass es ihnen durch die Visuals leichter fällt, die Inhalte zu verstehen. Außerdem haben wir wiederverwendbare Flipcharts aus Ausschnitten des Graphic Recordings erstellt, in dem wir diese auf LKW-Planen gedruckt haben. Unsere Mitarbeiter freuen sich darüber, transportable Flipcharts im Werkzeugkasten zu haben, die sie nutzen können, um ihren Kollegen die Inhalte zu vermitteln. In meinem neuen Buch verwende ich einige der entstandenen Visuals als Unterstützung zu den Texten. Oder wir nutzen die Visuals für Präsentationen. Ich mache nichts mehr mit Powerpoint, das gehört für mich ins letzte Jahrtausend, doch die Mitarbeiter nutzen Powerpoint und bauen dort die Visuals ein. Sie erfahren dadurch noch eine kleine Unterstützung, wenn sie eine Visualisierung im Hintergrund haben, die im Rahmen unserer Workshops entstanden ist und die ihnen als Gedankenstütze dient.

Mathias: Ihr habt also Ausschnitte aus dem Graphic Recording genommen und Details als eigene Visuals anderswo eingesetzt?

Bodo: Genau. Wir werden ja immer mehr und gerade wenn neue Upstalsboomer ihre ersten Gigs europaweit haben, dann sind sie für jede Unterstützung dankbar – die Bilder helfen dabei unglaublich. Das ist wie eine bildhafte Gliederung, die dem Sprecher dabei hilft, die Dinge abrufen zu können, die er sich für diese Veranstaltung vorgenommen hat. Visualisierung ist ja auch neurologisch gesehen eine unglaubliche Unterstützung, um den Hippokampus zu aktivieren und den Begriff in die richtige Schublade zu lassen. Nichts ist ätzender als eine klassische Gliederung. Sehr gerne würde ich zukünftig Geschichten nicht in Form eines klassischen Buches, sondern gerne mit euch, in Form eines bildhaften Storytellings aufbereiten – ich glaube, da entsteht ein großer Mehrwert.

Mathias: Sehr gerne, wir haben für Storytelling auch einen Experten im Team. Malte hat sein eigenes Buch auch als visuelle Story aufbereitet. Gibt es noch etwas, das du mit uns teilen möchtest?

Bodo: Nur dass ich sehr dankbar dafür bin, dass ich euch begegnet bin und dass wir jetzt schon über zwei Jahre eine tolle Partnerschaft pflegen, die uns sehr dabei unterstützt hat, im Unternehmen und um das Unternehmen herum Wirkung zu erzielen mit den Themen, die uns am Herzen liegen.

Mathias: Das freut mich. Genau das ist auch unsere Mission. Erstens partnerschaftlich mit unseren Kunden zu arbeiten und zweitens, ein Angebot zu sein in einer neuen Welt, in der wir den Hebel anders ansetzen und eine neue, ungekannte Wirkung erzielen. Wenn ich es richtig raushöre, scheint das hier bei euch gelungen zu sein und das ist ganz in unserem Sinne und freut mich sehr. Danke für deine Zeit!

Bodo Janssen, Geschäftsführer der Hotelgruppe Upstalsboom

Autor der Bücher „Die Stille Revolution: Führen mit Sinn und Menschlichkeit“ und „Stark in stürmischen Zeiten: Die Kunst, sich selbst und andere zu führen“ Bodo Janssen studierte BWL und Sinologie und stieg im Anschluss ins elterliche Hotel-Unternehmen ein. Nachdem sein Vater bei einem Flugabsturz ums Leben gekommen war, übernahm er die Führung der Hotelgruppe. Nachdem er bei einer Mitarbeiterbefragung vernichtende Ergebnisse erhalten hatte, beschloss er, für eineinhalb Jahre ins Kloster zu gehen. Nach dieser Zeit der inneren Einkehr ging er regelmäßig in seinem Unternehmen einen Paradigmenwechsel ein mit dem Ziel, eine authentische Unternehmenskultur zu entwickeln, in der jeder Mitarbeiter im Unternehmen das leben kann, was ihm als Mensch wichtig ist.
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